Steffen sitzt im Schatten, als ich zurück komme, er schreibt an seinen Urlaubskarten. Ich habe Durst auf ein gutes Nach-Kletterbier und gönne mir ein solches, auch wenn der kleine Laden hier im Dorf sündhaft überteuert ist. Touristenhochburg halt. Was solls… – mir ist das jetzt mal egal.
Ich lasse Steffen auch noch weiter schreiben, denn endlich will ich mal dem Flußschwimmen fröhnen. Badehose an, Wasserlatschen und dann geh ich erneut bis zum Einsteig des Klettersteiges, diesmal um dort in den Gardon zu gehen. Oh! Das ist jetzt deutlich kälter als die Elbe und dies, obwohl wir hier im Süden sind. An der Stelle ist der Fluß recht tief, man muss gleich schwimmen, wenn man sich vom Kalksteinfelsen hat reingleiten lassen. Und es gibt fast keine Strömung, aber das Schwimmen durch die Landschaft der Schlucht fasziniert – im vorigen Post sah man ja auch Fotos davon.
Zunächst muss man echt kraftvoll schwimmen, dann wechselt es urplötzlich von total tief zu ganz flach, die Kiesel im Wasser sind selbst mit Schuhen völlig rutschig.
Später wird an einer Stelle, wo es wieder tief ist, fleißig von den Klippen in den Fluß gesprungen, das reizt mich schon, aber wo soll ich mit meiner Brille hin, blöderweise hab ich nicht daran gedacht, dass ein Brillenband nützlich hätte sein können. Also muss ich mich damit begnügen, der Jugend zu zu schauen.
Dann sitzen wir wieder im Auto und es geht auf den südlichsten Teil unserer Tour zu.
An der Umgehungsstraße von Beaucaire und Tarascon finden wir einen Supermarkt für die nötigen Lebensmitteleinkäufe. Vorher in St. Vincent hatten wir bereits unsere Trinkwasservorräte aufgefüllt. Und immer noch ist es sehr heiß.
Fisch für den Abend ist okay, denn es gibt Eis dazu. Der Dorade aus regionalem Fang wird sogleich Kopf und Schwanz abgeschnitten, so das sie in den Trangiatopf passt. An der Fischtheke gibt es ein ganzes Abteil “Fangfrisch aus der Region”, da kann man nun wirklich nicht mehr meckern.
Die Sachen für das Abendbrot haben wir nun, aber dabei fanden wir bislang noch nicht mal einen Platz für ein Mittagspicknick. In der Mittagshitze hatten wir eh nicht wirklich Appetit. Bei Laurede finden wir dann endlich einen Platz und packen Brot, Käse und Wurst aus.
Steffen möchte aber an dem Platz nicht übernachten, die nahe Straße ist extrem stark befahren, der Platz ist auch überall etwas abschüssig, komfortabel zelten ginge anders. Es fällt mir daher nicht wirklich schwer, mich geschlagen zu geben, ich habe nur Angst, dass es hier in der touristisch überlaufenen Ecke nicht besser wird. Steffen will am Liebsten noch heute zu den Römern…
Alle Versuche, vorher noch einen Platz zu finden, scheitern. Wir finden eine Ausschilderung zu Kletterfelsen im Gebiet der Alpilles, aber auch dort ist kein vernünftiger Platz zum Biwakieren, woanders ist alles mit Nobelvillen zugebaut…
Am Ende landen wir wirklich bei den Römern…
Das Auto parken und die Fotoapparate zücken, wir stehen vor “Les Antiques”, etwas außerhalb von St. Remy de Provence.
Der Arc Municipal, ein Triumphbogen aus dem 1. Jahrhundert vor Christus.
Das Mausoleum zum Gedächtnis der Enkel des Augustus – gleichalt mit dem Bogen.
Beide Denkmäler gehören zu den besterhaltensten Zeugnissen aus dieser Epoche im ehemaligen römischen Gallien. Schauen wir uns noch einige Details und andere Ansichten an…
Gegenüber der Stätten gibt es einen netten Picknickplatz, der wie gerufen kommt, gleich neben dem Eingang zur verschlossenen Ausgrabungsstätte der Römerstadt Glanum.
Der südlichste Punkt unserer Tour und nun auch unser Etappenziel.
Trangia deluxe: Es gibt die französiche Mittelmeerdorade mit Reis und Ratatouille. Zunächst wird in einem Topf die Ratatouille aus frischen Gemüse zubereitet, auf dem anderen Trangia wird der Reis schon mal gekocht. Dann werden in den größeren Trangia Töpfen bei reduzierter Flamme die Fische im Olivenöl gebraten (Deckel drauf). Derweil mischen wir den Reis mit dem Gemüse und geben es zum Schluß, kurz bevor der Fisch gar ist, dazu.
Ein 2011er weißer Solà 2 Classic aus dem Priorat, von dem ich noch ein paar Restflaschen in meiner Prioratführerselektion verkaufe, passt bestens dazu. Der Wein arrangiert sich sehr gut mit der Dorade, die auch zudem noch deutlich besser schmeckt als die herkömmlichen Doraden, die etwas kleiner sind und in Griechenlands Mittelmeergewässern gefischt werden. (solche hätten wir in dem Supermarkt auch – zudem noch günstiger – kaufen können, aber das hier war geschmacklich eindeutig die bessere Wahl. Der Wein wurde bei mir mit sehr guten 91/100 Th. notiert.
Später gibt es erst Regen, aber alles, was noch draußen war, ist schnell im Zelt oder im Auto verpackt und im Zelt ist es trocken. Dann folgt noch ein Gewitter, aber das stört uns nicht mehr. Wir sind froh über ein klein wenig Abkühlung.