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Channel: Der Priorat – Hammer
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Einmal in die Alpen 2016, ein Reisetagebuch (6)

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Freitag…

Ich habe sehr gut und fast bis um 09.00 Uhr  geschlafen.

Nach dem Frühstück fahre ich zunächst die steile, abenteuerlich enge Bergstraße wieder hinab, um nichts von der Fahrt durch die Cluse des Hôpitaux zu verpassen, jenem Engtal, in das ich am Vortag vom Klettersteig hinunter geschaut habe.

In Belley halte ich, um ein paar Kleinigkeiten für den Tag ein zu kaufen und dann fahre ich weiter nach Yenne, welches ich mir für einen Kultustopp ausgesucht habe.

Ich finde ein hübsches Kleinstädtchen mit einigen schmucken alten Häusern am Marktplatz und eine alte, zum Teil romanische Kirche. Hier ist ganz schön Betrieb, viele Touristen genießen das Verweilen in diesem hübschen Ort. Ich gönne mir ein Eis – einige Kugeln recht ausgefallener Sorten: Eßkastanie, Preiselbeere, Genepí und Chartreuse.

So macht Klettersteig-Urlaub auch mal Spaß!

Dann fahre ich über Chambery nach St.-Vincent-de-Mercuze.

Nach dem Mittagspicknick mache ich mich dort auf den Weg zum dortigen Klettersteig. Auf den alten Orientierungsplänen ist alles nicht so ganz stimmig und es mangelt auch hier und da an entscheidenden Hinweisen.

Nachdem ich oben im Dorf über eine Brücke gefahren bin, biege ich links in eine abschüssige Straße ein, in der sich am Nachmittag Schattenparkplätze finden lassen.

Zu Fuß gehe ich dann fast bis zur Brücke zurück, davor entdecke ich ein Wanderwegzeichen „Chemin d´Autrefois“, jetzt sollte ich auf dem rechten Wege sein…

Der Weg folgt dem Bachlauf, mitunter steil ansteigend, es geht immer mal über leicht wackelige Holzbrücken und mitunter gibt es einige technische Hilfsmittel – ein paar U-Eisen, ein Seil zum dran hoch ziehen, viele Halte- / Sicherungsseile.

Zum Glück ist man im dichten Wald unterwegs und hat Schatten, aber man gewinnt auf diesem Weg auch jede Menge Höhe, nach Regenperioden sollte es hier auch sehr rutschig sein. Zum Glück ist es trocken.

Die Massen sind hier in den Ferien unterwegs, man denkt, auf einem Pilgerpfad zu sein, alles vom Baby mit ersten Gehversuchen bis zur Oma am Stock ist hier auf den Beinen, die Menschenmassen machen es nicht grade immer angenehm, denn mitunter kann man auch nur schwer überholen.

Man kommt an vielen Wasserfällen und Kaskaden vorbei, die den Weg sehenswert machen. Leider ist zur Zeit kaum Wasser da.

Man steigt fast eine Stunde fleißig an, ehe man am Einstieg zur Via Ferrata Rocher de l´ Envers angekommen ist.

Ab und an gibt es auch mal Hinweisschilder auf den Klettersteig, zuletzt unterhalb der „Grande Cascade“, über die man aber auch erst noch hinweg muss.

Der Steig an sich ist zu Beginn völlig unspektakulär und sehr einfach, erst nach einer großen Brücke gewinnt er etwas an Pep, aber man fühlt sich weder sonderlich ausgesetzt oder gar psychisch gefordert. Einzig der Blick in Richtung Alpen entschädigt.

Große Schwierigkeiten gibt es nicht, es ist ein sehr einfacher Steig, sehr gut für Anfänger. Nicht reizlos, aber auch nicht aufregend.

Die Bewertung AD ist gerechtfertigt, das Plus eher nicht, als Erlebniswanderung ist das Gesamtpaket okay, der sportliche Klettersteigfreak wird eher unterfordert bleiben.

Am Ende sind die Füße am Meisten müde, denn auch der lange Rückweg will ja erst noch gemacht sein.

Für den Rückweg hat man die Wahl, ob wie auf dem Hinweg im Tal zurück oder gleichmäßig und dauerhaft im Wald absteigend, wobei dann die letzte Strecke, ca. 1,5 km lang auf Asphalt begangen werden muss.

An- und Rückmarsch kosten wesentlich mehr Zeit und Kraft als der Steig selbst.

Wegen der schönen landschaftlichen Lage gebe ich dennoch 17/20 in meiner Genusswertung. Wenn mal schon mal in dieser Gegend ist, ist der Steig eine Bereicherung, aber extra nur deswegen her fahren muss man nicht.

Leider gibt es auch den Picknick- und Biwakplatz im Ort nicht mehr und so finde ich mich bald auf der mautfreien Autobahn nach und durch Grenoble wieder.

Erst kurz vor Bourg d´ Oisans kommt ein gescheiter Platz für die Nacht.

Es gibt Hühnersuppe und dazu den Châteaugay Vielles Vignes 2012 der Domaine Rougeyron aus der Auvergne, gut und wie immer viel Spaß machend. 91/100 Th. für diesen sehr guten Wein mit exzellentem Preis- Genuss Verhältnis.

Und dann gibt es eine ruhige Nacht in toller Umgebung.

 

 

 


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