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Weinrallye #107 – Vorurteile… trollig und zurechtgestutzt

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Logo WR 107

 

Trollig…

 

Vorurteile kommen:

  • Weil was komisch, ungewohnt, fremd aussieht, riecht, redet, grinst etc.

  • Weil man einmal böse gelinkt wurde und Angst vor der Fortsetzung hat und man lieber per Vorurteil einen Riegel vorschieben möchte.

  • Weil andere so lange darüber böse herziehen, bis man es selbst nicht mehr probieren will

  • Weil die Menschen, die es anbieten, so trollig wirken wie Pallhuber Weinverkäufer oder Krankenversicherungsvertreter oder andere dubiose Typen, denen man nicht mal im Dunkeln begegnen möchte

  • weil etwas einfach so doof klingt wie:

 

Trollinger…

 

Ich wollte nie an einen Trollinger ran, aus einem Mix der obengenannten Ursachen. Mußte ich bei dem Wort Trollinger immer sofort an die Szene bei Franz Zappa denken, wo die ganzen Typen im Inneren des Klaviers versammelt sind (Civilisation PhaseIII) und jemand im Bayrischen Dialekt raushaut:“Des klingt so grauenvoll, des möcht ich fei nimmer hören“

 

Wenn ich Leute in Baden – Würtemberg treffe, die mir Wein einschenken, dann sind das meist Weine aus dem Priorat oder meinetwegen auch aus Bordeaux und anderen honorigen Regionen, meinetwegen auch noch aus der Pfalz oder aus Baden… Einen Trollinger hatte mich bislang niemand ausbaden lassen… Und freiwillig wäre ich nie auf die Idee gekommen, irgendwo nach Trollinger zu verlangen… „des klingt so grauenvoll, …“

 

Aber nun haben wir den Salat – ich will dem Gottfried sein Dornfelder – Vorurteil zurecht stutzen und hab selber einen ack voll Vorurteile, wenn jemand das Wort Trollinger in meiner Nähe ausspricht. Ich bekomme immer einen Grinsereflex.

 

Nun haben wir diese Rallye und ich bekomme im Tausch gegen einen Pardelasses 2008 aus dem Priorat einen Trollinger ins Haus.

 

Schlechter Tausch – jammern sofort einige Leute, als ich stolz bei Facebook vermelde, das ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Flasche Trollinger in den Händen halte. Dabei wissen sie nur, das es ein Trollinger ist, nicht welcher… Die Kommentare wären gut dazu angetan, des gar nicht erst zu versuchen, den Wein zu öffnen und in ein Glas zu gießen und nicht in den Ausguss – oje, auf was hab ich mich nur eingelassen?!?

 

Dabei hat mein Tauschpartner alle Register der Psychologie gezückt und schickt einem Steinbock-Bergfex wie mir eine Flasche, die sich „Gipfelstürmer“ nennt. Neben dem Korkenzieher und dem Glas muss also auch die komplette Kletterausrüstung greifbar sein. Vielleicht sogar Schutzhelm gegen Steinschlag und am Ende auch noch der Eispickel. Wer weiß, besser ist es…

 

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Weingut Aldinger; Fellbacher Lämmler Trollinger “Gipfelstürmer”; Würtemberg; 2015 rot;

12,5°; ohne Sulfitzugabe. Vertrieb durch “Die Weinentdeckunggesellschaft”

 

Zum vereinbarten Zeitpunkt sitze ich bestens vorbereitet zum Chat mit Erik Theissen, Der Pardelasses sollte Atemvorteile bekommen, der Gipfelstürmer pop und pour ins Glas.

 

So, ich bin da, beide Weine im Glas. (Erik)

 

Hallo, ich auch. Vor knapp 5 Minuten eingegossen, aber noch nicht gerochen…

Der Trollinger hat eine dunklere Farbe als erwartet, dafür ist der Pardelasses nicht ganz so dunkel wie viele Prioratos.(ich)

 

Da stimme ich dir absolut zu. Habe den Trollinger übrigens in ein Burgunderglas gepackt, den Priorat in ein Bordeaux-Glas.

Die Farbe des Priorats wirkt auch noch ziemlich jung.

 

Ich habe beide im Spiegelau – Authentis für Rotweine.

Gut, als 2008er ist er auch alles andere als alt.

Gipfelstürmer: Durchscheinendes dunkles Granatrot mit schönem Funkeln.

 

Obwohl der Trollinger vielleicht nicht ganz so gleichmäßige Kirchenfenster bildet, aber er bildet recht gute und langsam ablaufende Tränen wie auch der Pardelasses.

 

Stimme dir zu.

Beim Gipfelstürmer rieche ich Bittermandel, Kirsche und eine Würze, die wohl vom Holz kommt.

 

Nase ohne Schwenken beim Gipfelstürmer relativ verhalten, beinahe verschlossen, aber frisch und ohne Fehlton. Mit dem Schwenken öffnet er sich zusehends, Kirsche und Bittermandel gehe ich mit, aber deutlich verhaltener als der Pardelasses in der Nase.

 

Aber der Trollinger rechtfertigt die Vorab-Lästereien auf meinem FB-post in den Kommentaren nicht. Ich bin positiv überrascht.

 

In der Nase gebe ich dem Gipfelstürmer 17,5/20, dem Pardelasses 18,5/20.

Aus gleichem Glas gerochen ist da schon ein deutlicher Ab-Fall für den Trollinger.

 

Ich gebe dem Gipfelstürmer 86-88 (ich nehme meist Drei-Punkte-Intervalle)

Bei dem Trollinger reduziert sich der Duft mit mehr Luft auf die holzwürzige Komponente, das fällt dann etwas ab.

 

Nase zieht sich beim Gipfelstürmer mal zurück, dann kommt er wieder vor. Wechselt immer etwas.

 

Am Gaumen dann aber enormes Konzentrat säuerlicher roter Früchte, Sanddorn, Preiselbeere, rote Johannisbeere, recht wenig Körper, sehr auf die säuerlichen Früchte reduziert, im Nachhall dann Zitrusfrüchte, die haften bleiben. Schon recht heftiger Stoff…

Holt schon die Faust aus der Tasche, spielt zwar eher “”Fliegengewicht”, ist aber sehr angriffslustig

 

Schön gesagt.

Ich glaube, ich hätte da jetzt gerne ein Steak dazu.

 

Eher ein kleiner Macho, Komplimente machen, tanzen, Charme und Eleganz ist eher nicht so seins. Eher fast ein Wein gegen den Durst aufgrund der Zitrusfrische im Nachhall.

Ja, Fleisch wär jetzt gut…

 

Wenn man das gegen den Durst trinkt, hat man aber schnell die Lampe an.

 

Also den Trollinger: beim langen Schlürfen ist er eher den Gaumen wenig auskleidend, im Gegensatz zum Pardelasses, der den Gaumen für mich schön auskleidet.

 

Völlig einverstanden.

 

Ich hatte den Gipfelstürmer insgesamt bei 86-88 und den Pardelasses bei 89-91.

 

86-88 sind Weine, die ich gerne trinke und die mit bis zu 15 Euro fair bepreist sind.

Insofern ist der Gipfelstürmer zwar ein guter Wein, aber nicht preiswert.

 

Wäre gesamt bei mir 88+/100, ich denke, da geht noch bissel was mehr, ist noch sehr jung.

88 wäre bei mir Note 2-, bis 15 € okay, insofern deckungsgleich in der Einschätzung.

Aber ich hätte weit Schlimmeres vermutet nach den Vorschußlorbeeren der Kommentierer…. Insofern Vorurteil angekratzt und nicht bestätigt.

 

Soweit die Zitate aus unserem Chat – dem Teil, wo es überwiegend um den Trollinger ging.

Wir waren uns am Ende recht einig dazu.

 

Am 2. Tag kam ich deutlich weniger mit dem Wein zurecht, die säuerliche Komponente – vergorener Fliederbeer- / Preiselbeersaft… vermieste mir den Trinkspaß, allerdings ging er zum Essen dann doch nicht so schlecht. (86/100)

 

Am 3. hatte er sich etwas berappelt, war nicht mehr ganz so brachial und zum Essen wiederum angenehmer, er endete mit 87/100 – was dann auch die Endnote wurde.

 

Gipfel hat er nicht erstürmt – und wenn, dann hab ichs nicht mitbekommen und er hat oben alle Preiselbeeren eingesammelt und heimlich in den Gärtank getan.

 

Am Ende läuft Trolliger jetzt bei mir unter dem Synonym „Rustikale Folklore zum Trinken“. Und das Etikett passt letztlich auch gut in diese Schiene.

Eine Erfahrung war es aber immerhin. So trollig ist Trollinger nun für mich nicht mehr.

 

Die Weinrallye ist ein Blogevent, das jeden Monat einmal stattfindet (in der Regel am letzten Freitag im Monat). Einer der teilnehmenden Blogs übernimmt die Führung, bestimmt das Thema, lädt ein, verlinkt die Beiträge und erstellt eine Zusammenfassung. Sinn und Zweck einer Weinrallye ist einzig und alleine der Spass und die Motivation, schöne Themen aufzuarbeiten. Bei der Weinrallye darf jeder mitmachen, egal ob Weinblogger oder nicht. Auch Nichtbloggern bieten die Gastgeber immer die Möglichkeit ihre Beiträge auf ihrem Blog zu veröffentlichen. Allgemeine Informationen und Logos findet man auf den entsprechenden Seiten von Thomas Lippert (dem Gründer des Events) auf Winzerblog: http://winzerblog.de/weinrallye/ Wer gerne einmal selbst als Autor/Themengeber mitmachen möchte, findet alle Infos und die kommenden Themen auf der Weinrallye Seite in facebook.com (Weinrallye)

Gastgeber sind diesmal Hundertachtzig Grad und Der Priorat-Hammer in gemeiner Aktion, ähm… gemeinsamer Aktion.


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