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Weinrallye # 106 – Perlen – PUNK

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Juliane Gassert von EinfachWein hat zur 106. Weinrallye aufgerufen – alles, was perlt, außer Champagner, so da Thema…

 

Weinrallye #106

Das klassische Dilemma…

 

Eigentlich ist Rallye – Freitag, aber ich bin erst seit zwei Tagen wieder so richtig unter den Lebenden und habe seit gestern bis Sonntag Besuch und daher nicht viel Zeit für einen größeren Beitrag. Aber sausen lassen geht auch nicht, denn eine mir inzwischen lieb gewordene Weinfreundin ist Gastgeberin dieser Rallye.

Aber auch thematisch macht sie es mir nicht einfach… – obwohl es sich erstmal so anhört – alles was prickelt, wenn nicht grade Champagner draufsteht. Ich habe mir zwar im Laufe der Jahre eine stattliche Weinammlung angelegt, aus derem Fundus ich bei vielen Rallyes was nehmen kann, wenn das Thema nicht zu speziell ist.

Aber Schaumweine sind eigentlich eher nicht so das, was ich dort finde. Und das hängt am Ehesten damit zusammen, dass mein Schaumweinkonsum vergleichbar meinem Apfelkonsum ist. Ein paar wenige Male im Jahr reicht. Und die meisten Schaumweine werden nicht besser, kauft man sie auf jahrzehntelangen Vorrat.

Und so ist mein Vorrat im Trinkregal davon eher sehr übersichtlich.

 

Ein 1999er von Doquet Jeanmaire – stopp, passt nicht, weil Champagner drauf steht. Aber ich liebe die gereiften Jahrgangschampagner dieses Erzeugers in Vertus. Aber psst, das gehört nicht hierher…

Ein paar Flaschen Cava von Klaus-Peters Lieblingserzeuger, bei dem ich schon zwei Mal mit war, als wir noch gemeinsam mit nur einem Auto zur Fira gefahren sind. Seitdem aber bei einem Firabesuch auch zwei Kofferräume mühelos voll werden, muss er mir alle zwei, drei Jahre eine Kiste davon mitbringen. Würde passen, ist aber auch bieder und brav wie Charts-Stürmer…

Nicht im Trinkregal, aber noch da: Ein Geschenk vom örtlichen DRK – zum Dank für die ehrenamtliche Mitarbeit dort, bekamen alle Ehremamtlichen zu Weihnachten. Die meisten werden es auch trinken, ich scheue mich ein wenig davor, denn – ihr habt es richtig erraten – es ist ein Fläschchen Rotkäppchen, noch dazu Halbtrocken. Wo sich einem Weinfreak vor lauter Grauen die Nackenhaare aufstellen, klatscht der Aldilidlnormanettopenny & Co – Weineinkäufer vor Entzücken die Hände. Aber genau so gibt es ja auch Abertausende Helene Fischer Fans…

Aber bei einer solchen Weinrallye Rotkäppchen Halbtrocken besprechen? Wäre wohl so ziemlich die leichteste Variante, sich Feinde zu machen – vor habe ich das nicht… Also wird eine Alternative benötigt.

Dann ist es wie mit der Musik – Hitparade ist oft langweilig, Schlager a la Helene Fischer sind nervtötend, also muss richtiger Krach her, Punk oder was von den alten Rockern, was man nur laut richtig hören kann…

 

Zum Glück hatte ich letztes Jahr auf dem Weg in die Alpen beschlossen, mal wieder im Jura bei einigen meiner Lieblingswinzer vorbei zu schauen. Einer von ihnen ist Didier Grappe im etwas abgelegenen St. Lothain. Wie in den letzten Jahren empfängt mich ein Schild, dass geschlossen sei, just aber als ich deprimiert wieder ins Auto steigen will, kommt Didiers Mutter über den Hof, erkennt mich und meint nur, das Schild hänge jetzt immer da, seit man fast nichts mehr zu verkaufen habe. Didier, einst einer der Pioniere in der Biodynamik- und Naturweinszene im Jura habe seit dem Boom vor einigen Jahren immer ganz schnell alles abverkauft, was seine etwa 4 ha hergeben.

Nicht verwunderlich, treffen hier doch alle möglichen Dinge aufeinander – wir haben die typische Jura-Aromatik für den Jura Freak, wir haben die grünen Ideen und die Qualitätsansichten eines jungen innovativen Winzers, was die Ökoschlappenträger auf den Plan ruft und wir haben die Lust am Experiment auf dem Weg zurück zur Reinheit, dem ganz und gänzlich Natürlichen, was die Hipster vor Verzückung ihre Bärte zwirbeln lässt. Und zudem haben wir immer noch sehr fair kalkulierte Preise, was die Weine nicht zu unerschwinglichen Pretiosen macht, sondern nur allenfalls rar und fix ausverkauft.

Madame sagt, es gäbe so wenig Wein, dass wir nichts verkosten könnten. Aber:“Monsieur, vouz deja connais notres vins longtemps“ „Qui, qui“, nicke ich und schon ist ein Chardonnay entkorkt:“On ne pas deguster… mais bûvez ensemble…“ Schon hat sie mir und sich das Glas eingeschenkt. Entlassen werde ich, nachdem die Flasche fast leer ist – Madame sagt, ein kleiner Rest müsse zum Essen bleiben… – und ein paar Einzelflaschen darf ich kaufen, darunter legt sie mir auch den Schaumwein nahe. Nach dem Cremant hätte ich eh gefragt, hab ich den ja auch früher immer mal gern mitgenommen, für jene paar Gelegenheiten im Jahr… Aber ich bekomme nur eine Flasche zugeteilt, genau wie beim ersten Vin Jaune des Hauses.

Es sei kein Cremant mehr, die Behörde habe den Stempel verweigert, zu sehr abseits aller Regeln sei er… Oxydativer Savagnin, dazu Chardonnay, minimalst geschwefelt und Zero Dosage. Brut brutal… – die Chefkontrolletis hätten nur mit dem Kopf geschüttelt.

 

Clash…

 

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Das ist doch dann genau das Richtige hier, denke ich mir… Mit Jörg nochmal anstoßen – auch wenn es der schlimmste Geburtstag meines bisherigen Lebens war und Gedanken für die Rallye abstauben…

Knochentrocken, Iggy Pop steht zitternd oben ohne vor uns und fängt an, zu rocken. Das Zeug hat Struktur und Tiefe, Jede Menge Agrumen – Chardonnay grüßt, dazu eine Spur grüner Walnüsse, der Savagnin haut ein paar spezielle Töne raus, damit es uns nicht zu langweilig wird. Trinkanimierend, belebend, erfrischend und kraftvoll, sehr aromatisch, aber eben sehr speziell – der Nachhall ist vergleichbar mit dem, was bleibt, wenn ein rotziges Rockmusikstück unvermittelt zu Ende ist… Wahrhaft, der Punk unter den Schaumweinen…

Später nimmt die Zitrusfrucht ab, dafür werden Wagenladungen von Steinen bis zum Anschlag in den Gaumen gekippt – „Und nun sing!!!“ Freakig und kompromißlos, eine normale Bewertung abzugeben, wäre so verfehlt wie frühen Yardbirds als brave Schwiegersohn-Combo zu hypen.

 

Mütter gebt uns Eure Töchter… – nee, laßt mal Jungs, wir haben sie weggesperrt, die sollen fürs Abi lernen… Derweil seilen sie sich hinten übers Dach ab…

 

Clash ist halt eben einfach Programm… Den nächsten Umweg über St. Lothain nehme ich dafür gern in Kauf….

 

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Die Weinrallye ist ein Blogevent, das jeden Monat einmal stattfindet (in der Regel am letzten Freitag im Monat). Einer der teilnehmenden Blogs übernimmt die Führung, bestimmt das Thema, lädt ein, verlinkt die Beiträge und erstellt eine Zusammenfassung. Sinn und Zweck einer Weinrallye ist einzig und alleine der Spass und die Motivation, schöne Themen aufzuarbeiten. Bei der Weinrallye darf jeder mitmachen, egal ob Weinblogger oder nicht. Auch Nichtbloggern bieten die Gastgeber immer die Möglichkeit ihre Beiträge auf ihrem Blog zu veröffentlichen. Allgemeine Informationen und Logos findet man auf den entsprechenden Seiten von Thomas Lippert (dem Gründer des Events) auf Winzerblog: http://winzerblog.de/weinrallye/ Wer gerne einmal selbst als Autor/Themengeber mitmachen möchte, findet alle Infos und die kommenden Themen auf der Weinrallye Seite in facebook.com (Weinrallye)

 

 

 


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