Wir sind unweit von Le Puy En Velay.
Der Klettersteig Via Ferrata Les Rochers de la Miramande befindet sich wenige Kilometer auf unbefestigtem Fahrweg entfernt von St. Jean Lachalm.
Am Parkplatz fühlt man sich etwas “verschaukelt”, aber mit etwa 30 Minuten Fußmarsch, zuletzt recht steil nach unten, offenbart sich eine andere Welt als die von oben erahnte. Ich wähle die schwerste Variante und zugleich die längste, zunächst die schwarze Route, die dann auf die rote führt (zwischendrin noch mal kurz schwarz wird) und zum Schluß die grüne Route, um wieder bei dem unteren Picknicktisch anzukommen, wo die Wegweiser auf die Zugänge hinweisen.
Der untere Teil der schwarzen Route ist recht ansehnlich, es bleibt aber auch hier immer recht einfach, selbst an den kurzen überhängenden Stücken. Die Franzosen würden jetzt sagen, man könne beim Steigen fast immer zugleich noch in der Nase bohren…
Auf den 80 m Höhe, die es hier zu gewinnen gilt, gibt es nur wenige kurze Abschnitte, an denen man getrost mal die Hände aus den Taschen nehmen sollte. Man kommt sehr schnell vorwärts, selbst, wenn man korrekt sichert und umklinkt, sich an der Landschaft erfreut und ein paar Fotos macht.
Dann kommt man auf den noch leichteren roten Weg, bis dann später ein kurzes Wandstück noch einmal als schwarze Route ausgewiesen wird. Aber auch das ist nicht wirklich anstrengend. Danach steigt man die rote Route bis zu ihrem Ende leicht ansteigend nach oben. Gleich im Anschluß beginnt die noch leichtere grüne Route und es geht weiter hoch, aber hier kann man auch getrost seinen vierjährigen ungeübten Neffen hochscheuchen oder die Oma noch mal mitnehmen…
Man kommt nahe des Picknicktisches raus, wo sich die Zugangswege gabeln und ist dann nach wenigen Minuten wieder oben am Parkplatz.
Ich war in etwa 90 Minuten insgesamt unterwegs, die Angaben auf der französischen Klettersteigseite gehen von deutlich mehr Zeit aus, wobei sogar der Zugang in Wirklichkeit länger dauert als dort angegeben.
Die Angaben auf der Infotafel gehen wahrscheinlich von sehr ungeübten Anfängern aus. Und auch die Beschreibung der schwarzen Route auf der Infotafel ist eigentlich masslos übertrieben. Das AD (Assez Difficile = mäßig schwierig) als Schwierigkeitsangabe kann man bei korrekt sportlicher Besteigung grad so stehen lassen, eigentlich müßte man sagen AD-. Der obere Teil der roten Route und auch die grüne (beide Routen sind mit PD -> Peu Difficile = wenig schwierig angegeben) sind nur für absolute Anfänger PD, eigentlich auch eher PD- oder fast schon F (Facile = Einfach).
Aufgrund seiner schönen Lage und einiger netter Abschnitte in der schwarzen Route kann man den Klettersteig dennoch denen empfehlen, die sich hier in der Gegend umschauen wollen, wenn sie denn mal was Leichtes zum Ausruhen machen wollen. Nervenkitzel sollte es bei geübten Klettertseig-Gehern hier nicht geben, auch keinen Adrenalinschub. Das Auge ist das Organ, was am Besten befriedigt zurück kommt. Es geht auch nur ums nackte Steigen, es gibt keinerlei Brücken oder andere Fikuckchen…
Ich vergebe insgesamt (aber nur aufgrund der schönen Landschaft und der Gesamtlänge beim kompletten Durchstieg) 17/20. wenn man sich dem Zentralmassiv ausführlicher widmet, ist das eine willkommene Aktivität. Die Reise an sich oder den großen Umweg lohnt dieser Steig eher nicht. Aber Klettersteige sind ja hier im Zentralmassiv auch rarer als in den Alpen…
Ein paar Fotos vom Steig hab ich auch gemacht, obwohl es mit Menschen in Aktion reizvoller gewesen wäre. Aber es war niemand außer mir unterwegs…
Einstieg in den schwarzen Weg.
Hier wird es gleich mal etwas spannender, die Herausforderungen des Steiges liegen auf diesen ersten Metern, bevor es deutlich leichter wird.
Der einzig größere Abschnitt mit Überhang ist gleich geschafft.
Noch mal oberhalb eines kleinen Überhanges. Sieht weit spektakulärer aus, als es war…
Wir gehen natürlich grade hoch, hier hat man noch mal die Wahl zwischen Leicht und Leichter…
Als ich oben ankomme, regt sich Steffen auf, wieso ich schon zurück bin… Aber für den leichten Sonnenstich hat es dann doch schon gereicht…
Jedenfalls sind wir uns einig, das Mittagspicknick nicht hier oben in der prallen Sonne einzunehmen…